Zocken zwischen Pizza-Schachteln

Zocken zwischen Pizza-Schachteln

29.05.2012 - BAD KREUZNACH

Von Heidi Sturm

LAN-PARTY 500 Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen an neunter Auflage teil / 30 Kilometer Kabel verlegt

Aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz waren insgesamt 500 Spieler zur neunten Lanparty in die Jakob-Kiefer-Halle gekommen. Damit war diese Veranstaltung die zweitgrößte privat organisierte Lan-Party Deutschlands. Ausrichter ist der Verein „BK-Lan“ mit rund 50 Mitgliedern, von denen rund die Hälfte selbst aktiv spielt. Sieben Monate Vorlaufzeit hatten die einzigen Anbieter so großer Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz für das zweitägige Event benötigt, bevor dann in der heißen Phase rund 30 Kilometer Strom- und Netzwerkkabel verlegt wurden, damit jeder Nutzer mit jedem kommunizieren konnte.

Flatrate für Kaffee- und Eistee

„Wir haben hier schon fast ein mittelständisches Unternehmen mit internem Verwaltungssystem aufgebaut“, erläuterte Pressesprecher Thomas Luf. Neben einem Turniermanagement war etwa auch ein Bestellsystem mit extra kreierten Aufladekarten in Gameboy-Optik integriert.

Zudem hatten die BK-Lan-Fachleute das Verwaltungssystem noch erweitert und kleine „Achievements“ eingebaut, die auch aus Browsergames im Internet bekannt sind: Dabei werden bestimmte Erfolge gesammelt, etwa der 1. Sieg, ein gewonnenes Turnier, die x-te Pizzabestellung oder aber einen zufällig gefundenen Code, die dann dem jeweiligen Sieger als sichtbare Trophäen frei geschaltet wurden. „Die kleinen Wettbewerbe nebenbei kamen gut an, weil sie wie etwa früher bei den Bilderalben dem Sammeltrieb entgegen kommen“, schmunzelte Kassenwart Christoph Schindler.

Für das leibliche Wohl hatten die Ausrichter mit besonderen Angeboten bestens gesorgt. Ein Renner waren etwa Pommes mit Chili und Käsesoße, natürlich aber auch die Pizzen, die man nebenbei am Bildschirm futtern konnte. Zum Fitbleiben beim „Rund um die Uhr spielen“ gab es eine Kaffee- und Eistee-Flatrate, aber auch echt gesunde Kraftspender wie etwa Frühstück mit Müsli und Obst. Die Spieler hatten sich aber auch von zu Hause aus reichlich mit „Geheimtipps zum Wachbleiben“ eingedeckt: von Energydrinks, Cola und Ramazzotti Drive bis zu Schokoriegeln oder Pepperoni-Chips. Mardi und Steffen setzten hingegen auf „Colakracher“, die sie gleich in Kilodosen dabei hatten. Die beiden stammten aus Pforzheim, waren erstmals dabei und kommen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder. „Klasse hier“, waren sie sich einig. Mardis „Greenmachine“ der giftgrün leuchtende Rechner, zählte zu den besonderen Hinguckern in der halbdunklen Halle: Hinter einer Plexiglasscheibe leuchte im Schein einer Schwarzlichtkathode der Knickschutz der Wasserkühlung in knalligem Neon. Farblich abgestimmt waren dazu Gehäusedeckel, Kopfhörer oder die illuminierte Tastatur.

Höchst kreativ präsentierten sich die „Ritter vom Sumiswald“, einem weit verstreuten Clan: Die hatten ihre Bildschirme zum Sichtschutz und besonderen Effekt in eigens gebauten „geheimnisvoll beleuchteten Mittelalterburgen“ untergebracht, auf denen sogar kleine Ritterfiguren thronten. „Stimmung und Catering sind hier immer super“, sagte Ritter „Effe“ alias Frank Effenberger aus Bingen, der schon ein absoluter Stammgast bei den BK-Lans ist. Früher hatte er noch durchgemacht, mittlerweile geht er es im „gemütlichen Lan-Stuhl“ - dem schön gepolsterten Liegestuhl vom heimischen Balkon - doch etwa gemütlicher an: Wenn ihn die Müdigkeit übermannt, wird einfach der PC gesperrt und die Lehne des Stuhls für ein Ruhepäuschen nach hinten gekippt.

Dauerbrenner Taktik-Shooter

Andere Gäste hatten sich Klappliegen an die Tische zum schnellen Draufhüpfen bereitgestellt, manche legten sich auch einfach auf Luftmatratzen unter die Tische. Es gab aber auch Gäste, die sich im Hotel eingemietet hatten, um dann nach ein paar ruhigen Stündchen frisch geduscht zu neuen Herausforderungen zu starten.

Gespielt wurden vorzugsweise die Dauerbrenner der Taktik Shooter, aber auch Strategie-Spiele, Sportgames wie Fifa oder Formel I, Rollenspiele und zwischendurch auch einmal Mini-Games wie etwa das kultige Blobby Volley als Strandvolleyball mit bunten Knautschfigürchen.

Auf die erfolgreichen Teilnehmer der zweitägigen Veranstaltung warteten Preise in Höhe von rund 12.000 Euro, die Sponsoren zur Verfügung gestellt hatten.

Ein besonderes Farbenspiel bieten auch dieses Jahr wieder die selbstentworfenen Computer, wie hier die „Greenmaschine“.	Foto: Heidi Sturm

Ein besonderes Farbenspiel bieten auch dieses Jahr wieder die selbstentworfenen Computer, wie hier die „Greenmaschine“. Foto: Heidi Sturm

Quelle:
In: Allgemeine Zeitung vom 29.05.2012

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